12/04/2021

1: Einführung in den biblischen Musikdienst - Eine Probeeinheit

Biblisches Singen” Gedanken von Kevin Twit, Philip Percival, Mark Dever, Nathan Tasker, Vaughan Roberts, Alanna Glover, Mike Cosper u. Bob Kauflin. Dauer: 4:33

TEIL EINS

Einleitung

[1] Es tut uns wirklich leid, wenn du jetzt einen Ohrwurm von diesem Lied hast! :)

Kannst du dir eine Welt ohne Musik vorstellen? Klar, es gibt zahlreiche nervtötende Lieder, die du nicht mehr aus dem Kopf bekommst und die dich verrückt machen („Hallo, hallo, ich bin dein Ohrwurm, dein Ohrwurm.“) [1] Aber hast du mal innegehalten und darüber nachgedacht, auf welch vielfältige Weise Musik unser Leben bereichert? Über alle Zeiten und Kulturen hinweg werden die bedeutsamsten Ereignisse des Lebens von Musik begleitet: Hochzeiten, Begräbnisse, Abschluss feiern, Sportveranstaltungen, um nur einige zu nennen. Der Kontext, der Ort und die Zeit bestimmen den Stil der Musik, doch die Auswirkungen sind dieselben: Musik hilft uns, Wahrheit, Emotionen und Einheit zu empfinden und auszudrücken. Es gibt kaum eine mächtigere Erfahrung als die, wenn du im Stadion bist, deine Fußballmannschaft das entscheidende Tor schießt und die Fans in einen lauten Hymnengesang einstimmen. Die Musik verleiht dem Sieg eine Stimme und vereint Spieler und Fans im gemeinsamen Jubel. Oder die Musik bei einem Gedenkgottesdienst, wo die Menge ehrfürchtig dasteht, während die Trompete die eindringliche Melodie von The Last Post spielt und der Tag anbricht. Der Moment des gemeinsamen Gedenkens, die Ernsthaftigkeit und die Dankbarkeit, die wir empfinden, wären nicht dasselbe ohne sie. In jedem Fall befähigt uns die Musik dazu, unsere Emotionen, Sehnsüchte und Gedanken mit einer tiefen Erfüllung zu empfinden und auszudrücken. Das ist kein Zufall! Gott hat uns so geschaffen, dass wir auf diese Weise mit Musik interagieren.

[2] Lobpreis für Gottes mächtige Rettung: 2. Mose 15; Bitte bei einem bestimmten Bedürfnis: 4. Mose 21,17; Anweisung und Ermahnung für Gottes Volk: 5. Mose 31,30-32.44; Befreiung und Neubelebung eines beschwerten Geistes: 1. Samuel 16,16.23; das Feiern von Sieg und Gottes Gegenwart unter dem Volk: 1. Chronik 13,7-8

[3] 2. Chronik 29,30

Darum ist es auch keine Überraschung, dass die Bibel uns, als sein Volk, dazu aufruft zu singen, denn so können wir den Wahrheiten und Emotionen, die aus dem Glauben kommen, Ausdruck verleihen. Für uns Christen ist Singen kein optionales Add-on. Es ist grundlegend für unsere Identität als Gemeinde. Die Bibel zeichnet ein wunderschönes Bild davon, wie sich Gottes Volk ihm durch Musik naht. Wir finden Beispiele von spontanem Singen: Lobpreis, Gebet und Schreien zu Gott.[2] Es werden Zusammenkünfte beschrieben, in denen gesungen wird, um die vielen Segnungen Gottes für sein Volk zu feiern.[3] Dann gibt es noch die Psalmen, die die ganze Bandbreite an Emotionen ausdrücken – Emotionen, die Reaktionen auf die Errettung, die Sünde und Gottes Werk der Schöpfung sind. Im Neuen Testament finden wir den Befehl, „das Wort des Christus reichlich in uns wohnen zu lassen, indem wir in aller Weisheit uns gegenseitig lehren und ermahnen mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern“ (Kol 3,16). Kurz gesagt: Das Bild ist, dass unser Singen für Gott und für uns grundlegend wichtig ist.

Wir werden uns in dieser Lektion mit der zentralen Lehre der Bibel über christliches Singen befassen und damit, wie wir diese auf unseren Gemeindekontext übertragen können. Es ist zwar nicht immer einfach, eine gerade Linie zwischen der Gemeinde des 1. Jahrhunderts und dem Sonntagmorgen des 21. Jahrhunderts zu ziehen, jedoch haben wir einige grundlegenden Prinzipien, mit denen wir arbeiten können. Paulus zum Beispiel ermutigt die Gemeinde, hingegeben zu singen, ohne auf die praktischen Details einzugehen. Er spricht nie über seine bevorzugte Bandbesetzung oder sein Lieblings-Arrangement einer speziellen Hymne. Aber er erklärt das „Warum“ des Gemeindegesangs. Kurz gesagt: Wir sehen, dass sich alles um das Wort Christi und um das Werk des Heiligen Geistes dreht, das die Herzen und die Leben von Gottes versammeltem Volk, der Gemeinde, formt – zu seinem Lob und als Dienst für ihn.

TEIL ZWEI

Was ist die Gemeinde?

Da sich dieser Kurs um das Thema Singen in der Gemeinde dreht, ist es wichtig, genau zu verstehen, was die „Gemeinde“ ist. Einfach ausgedrückt: Die Gemeinde ist die Zusammenkunft derer, die im Glauben an Jesus vereint sind. Das Wort „Gemeinde“, das wir im Neuen Testament finden (ekklesia), meint wörtlich übersetzt Versammlung – nicht ein Gebäude oder ein Sonntagsgottesdienst oder eine Organisation oder Konfession. Viele der neutestamentlichen Briefe wurden an diese Versammlungen an bestimmten Orten geschrieben, manchmal, um Worte der Ermutigung weiterzugeben und manchmal, um auf große Probleme oder falsche Lehre einzugehen. So oder so lernen wir jedoch, was das Wesen und Ziel der Gemeinde ist.

Es gibt drei Grundsätze, die es in Bezug auf die neutestamentliche Gemeinde zu verstehen gilt. Zuerst der elementarste: Die Gemeinde versammelt sich um die Person Jesu Christi, indem Gott uns sein Wort aufschließt, in der Kraft des Heiligen Geistes. Zweitens: Die Gemeinde ist dazu berufen zu dienenn, indem sie einander in Liebe, in der Erkenntnis Gottes und in dem Dienst Gottes auferbaut. Drittens: Die Gemeinde existiert, um Gott ihr Gebet, Lob und ihren Dank darzubringen. Das Schaubild illustriert, wie diese drei Ideen miteinander in Verbindung stehen.

2.a Versammelt um Christus, sein Wort und den Geist

[4] „[Jesus] ist seit seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes; und Engel und Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen.“ (1. Pt 3,22) Die Ältesten singen Jesus ein neues Lied: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut.“ (Offb. 5,9)

[5] Joh 3,34; Apg 4,31; 1. Kor 2,13; Eph 1,13, 6,17

Man könnte schnell meinen, Gemeinde wäre etwas, das wir tun – wenn wir ein Gebäude errichten, Dienstpläne erstellen, Predigten vorbereiten und uns jede Woche treffen. Doch eigentlich ist die Gemeinde das Werk Gottes! Es ist Gott, der in Jesus ein Volk versammelt. Und es ist Gott, der sein Volk nährt, es aufbaut und ihm Gaben schenkt. Er gestaltet sie um in das Ebenbild Christi. All das tut er im Dienst seines Wortes durch das Werk des Heiligen Geistes.

Im Neuen Testament sieht man die Gemeinde an zwei Orten um Jesus versammelt: im Himmel und auf der Erde. Gerade jetzt findet eine himmlische Versammlung statt, in der Jesus von den Ältesten und Engeln, die um ihn versammelt sind, angebetet wird. [4] Wenn wir gerettet werden, sind wir in seine Familie hineingerufen. Wir werden Mitglieder dieser himmlischen Gemeinde und können schon jetzt in den Lobgesang dieser freudigen Versammlung einstimmen. Hebräer 12,22 sagt uns, dass zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung gekommen sind. Ähnlich heißt es in Epheser 2,6, aus Gnade seid ihr errettet! — [Gott] hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen Regionen in Christus Jesus.

Doch offensichtlich sind wir noch nicht physisch Teil der himmlischen Gemeinde, weshalb Jesus sich uns in unseren irdischen Versammlungen naht – in seinem Wort (welches wir in der Bibel finden) und durch seinen Geist. Matthäus 18,20 versichert uns, dass Jesus mitten unter uns ist, egal wie klein wir als Versammlung sind. Er verspricht uns, dass er uns in seiner Abwesenheit den Heiligen Geist senden wird, welcher aktiv in uns wirkt: um uns zu helfen, sein Wort zu hören, zu verstehen und anzunehmen. In Johannes 14,25-26 erklärt Jesus:

Dies habe ich zu euch gesprochen, während ich noch bei euch bin; der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Die vorrangige Rolle des Heiligen Geistes ist deshalb, uns auf Jesus hinzuweisen, sodass wir ihn innig kennen können, indem wir seine Worte hören und verstehen können. [5] Wenn wir also die Bibel öffnen und lesen und wenn wir zulassen, dass Jesus zu uns spricht, sind unsere irdischen Versammlungen tatsächlich „Gemeinde“.

2.b Versammelt, um einander zu dienen

Gott hätte uns Menschen auch wie Pandas oder Eisbären schaffen können – unabhängig und einsam. Doch stattdessen wurden wir geschaffen, um zu lieben, uns mit anderen zu verbinden und miteinander zu interagieren. Wir wurden gemacht, um miteinander in Beziehungen zu leben. Deshalb haben wir Gesellschaften, Kulturen, Familien und Gemeinde. Als Gottes auserwähltes Volk sind wir mit Jesus vereint, mit ihm eins gemacht und haben eine neue Identität als „sein Leib“. Doch mit dieser Identität kommen auch gewisse Erwartungen, wie wir miteinander umgehen sollen. Im 1. Korintherbrief schreibt Paulus an eine Gemeinde, die in diesem Bereich ziemlich große Schwierigkeiten hatte. Er erinnert sie daran, dass Gott ihnen Gaben gegeben hat, jedoch nicht für ihren persönlichen Vorteil und ihren Stolz, sondern um sie in Liebe und im Dienst aneinander auszuüben. Wahrscheinlich kennst du die Worte aus 1. Korinther 13, wo Paulus detailliert beschreibt, wie Liebe praktisch aussieht:

Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu; sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. (1. Kor 13,4-6)

[6] Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Sprachenrede, eine Offenbarung, eine Auslegung; alles lasst zur Erbauung geschehen! 1 Kor 14,26.

Das ist die Liebe, die wir einander zeigen sollen, indem wir danach streben, zur Erbauung der Gemeinde (1. Kor 14,12). Wenn wir uns treffen, unsere Gaben ausüben, unsere Lieder einbringen, Offenbarungen teilen, usw., haben wir Anteil an dem Werk Gottes, die Gemeinde zu bauen. [6] Kurz gesagt: Wir leben und reden und handeln und singen und stellen dabei das Wohl unserer Brüder und Schwestern über unser eigenes.

2.c Versammelt zu Gebet, Lob und Dank

Bis jetzt haben wir uns zwei Wahrheiten angeschaut: Erstens, dass Gott uns durch das Wort Jesu Christi dient und zweitens, dass wir mit demselben Wort einander dienen und auferbauen – in ihm . Doch beim dritten Punkt geht es darum, dass es auch Gottes Wort ist, das ihm durch unser Gebet, unseren Lobpreis und unsere Danksagung Ehre bringt. Gott wünscht sich sehnlichst, dass wir uns allezeit freuen, ohne Unterlass beten und in allem Dank sagen (1. Thess 5,16-18). Und wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, drücken wir diesen Lobpreis vereint aus; es ist unser „öffentlicher Gottesdienst“. Das kann, je nach Kultur und Kontext, unterschiedliche Formen annehmen, doch das Ziel ist dasselbe: angemessene darauf zu reagieren, was Gott für uns getan hat. Der Geist und das Wort, das uns mit Jesus füllt, das uns zusammen in ihm auferbaut, ist dasselbe Wort, das uns in unserem Gebet, unserem Lobpreis und unserer Danksagung an Gott anleitet.

Darum ist unser Lob grundlegend für unsere Identität als Gemeinde. Dieses ist jedoch keine Mischung aus Schmeicheleien oder Plattitüden, sondern eine kraftvolle Deklaration davon, wer Gott ist und was er getan hat. So erheben wir seinen Namen voreinander und vor der Welt. Die Bibel gibt uns reichlich Beispiele, die uns zeigen, wie das geht.

Groß und wunderbar sind deine Werke, o Herr, Gott, du Allmächtiger!
Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen!
Wer sollte dich nicht fürchten, o Herr, und deinen Namen nicht preisen?
Denn du allein bist heilig.
Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden!
(Off 15,3-4)

[7] Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, und seid darin überfließend mit Danksagung. (Kol 2,6-7)

Unsere Versammlungen zu gemeinschaftlichem Gebet und Lobpreis vereinen uns mit dem Volk Gottes durch die Geschichte hindurch – von dem frühen Israel zu der Gemeinde der neuen Schöpfung. Wir bringen unsere innerste Anbetung als Antwort auf Gottes Heil dar, gefüllt und getrieben von Dankbarkeit. [7] Es sind sowohl unser Gehorsam als auch unsere Dankbarkeit, die uns als solche kennzeichnen, die „in Christus Jesus“ sind und darum sollte unser Lobpreis nicht nur unsere Zusammenkünfte und Lieder durchdringen, sondern jeden Teil unseres Lebens.

Dies alles ist nur eine Kurzbeschreibung der „Gemeinde“. Nichtsdestotrotz gibt es uns einen Rahmen, an dem wir jetzt mit einem Verständnis des christlichen Singens anknüpfen können. Vielleicht erkennst du schon, wie Singen sich in Gottes Ziele für die Gemeinde einfügt, in die Art und Weise, wie er zu uns spricht, wie wir einander ermutigen und wie wir im Gebet und Lobpreis mit Danksagung antworten. Doch lasst uns nun detaillierter auf diesen Dienst des Wortes – im Lied – schauen.


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